Elfriede Süß, 73
Ihre Tochter Andrea sagt: „Meine Mutter probiert alles selbst, um herauszufinden, was und wie viel sie von den anderen verlangen kann“.
Und es ist wahr – Elfriede ist ein Tausendsassa: von Baustoffgroßhandel, über Buchhaltung hin zur Bauleitung in Sri Lanka, wo sie unter anderem mit Hängen kämpfte – was sie macht, macht sie richtig.
Mit sechs Jahren kam Elfriede aus dem Sudetenland nach Meitingen, später Günzburg und Augsburg. Sie war ein lebhaftes, sportliches Einzelkind, das immer schon die Welt aus den Angeln heben wollte und sich gern auch mal mit den Jungs prügelte. In einem Textilbetrieb machte sie eine kaufmännische Ausbildung. 1965 heiratete sie, 1967 kam Töchterchen Andrea zur Welt. Bald darauf ging der Baustoffgroßhandel ihres Mannes bankrott. Ab 1980 war die tüchtige Frau 22 Jahre lang Fachreferentin Buchhaltung bei den Maltesern in Augsburg.
Im Jahr 1986 trennte sich Elfriede Süß von ihrem Mann und baute in Meitingen ein Haus – zum Großteil in Eigenleistung... „Ich habe einen großen Widerspruchsgeist, lasse mich ungern bevormunden. Ich möchte mir meine eigene Meinung bilden“, sagt sie von sich. Ihr Mann war 20 Jahre älter als sie, er verstarb 1997.
Elfriede ist eine große Tierliebhaberin. Sie hat in Meitingen fünf Hunde, zwei Pferde, in Sri Lanka leben 20 Hunde und eine Katze bei ihr.
Nach 1989 verteilte sie eigenhändig Hilfsgüter in Moskau. Privat träumte sie davon, den Kilimandscharo zu besteigen. Ein Bandscheibenvorfall änderte diesen Plan und sie landete 2001 in einem Ayurveda-Hotel in Sri Lanka. Am Strand begegnete ihr ein kleiner Junge, der sie ansprach: „Willst du Sex? Ich mache guten Sex.“ Elfriede war geschockt. Sie fand heraus, dass Kinderprostitution ein großes Thema auf der Trauminsel ist. Drei Monate später machte sie eine Rundreise auf Sri Lanka, ein Jahr später lernte sie Michael Kreitmeir kennen, für den sie Spenden sammelte. Auch eine Schule unterstützte sie. Sie konnte einen bekannten Anwalt für ihre Sache gewinnen und der animierte die Scorpions, in einem Kino ein Privatkonzert zu geben. Mit dem Erlös baute sie eine Schule, und der Sadu wurde Schulleiter. Im Jahr 2004, Elfriede war schon pensioniert, kam der Anruf, der ihr Leben ändern sollte. 300 Menschen waren im Bergtempel ihres Sadu, sie hatten nichts zu essen. Mit einer Krankenschwester flog Elfriede am 28. Dezember nach Sri Lanka. Mit ihr fuhr sie von Tempel zu Tempel, um die Menschen notzuversorgen. Ihre Schule war voller Schlamm, sie säuberte sie komplett. Ende Januar kam die Unesco auf die Pensionärin zu. Sie wurde gebeten, ein Dorf aufzubauen: der Anfang von Unesco Village.
Elfriede Süß und Sadu Ahongalle Wimalathamma haben Unesco Village (teilweise mit eigenen Händen) errichtet und kümmern sich um seine Bewohner.